2. Die CiQuit Patientengruppen
2.1 Die primäre Patientengruppe und die sekundäre Patientengruppe
2.2 Die Versorgungslücke im Kontext der S3-Leitlinie
2.2 Ausreichende Versorgung für Rauchstopp-Willige
2.1 Die primäre Patientengruppe und die sekundäre Patientengruppe
Primär: Kein sofortiger Rauchstopp, aber bereit zur Verhaltensänderung (Reduktion)
- „Befragungen zeigen, dass z.B. in Hausarztpraxen nur jeder 14. Rauchende für einen Rauchstopp-Versuch zugänglich ist. Faktoren wie Verlustängste, Versagensängste und Tabakabhängigkeit sind hierfür ausschlaggebend.
- Andererseits halten zwei von drei rauchenden Patienten ihr Rauchverhalten für problematisch und wünschen, dieses zu ändern.“
Link
BZgA, Leitfaden zur Kurzintervention bei Raucherinnen und Rauchern, S.16
Reduktionsangebot:
Die Chance für eine schnelle Therapie-Aufnahme
„Reduktionsbehandlungen richten sich an Menschen, die änderungsbereit, aber zu einer abstinenten Lebensweise nicht in der Lage oder nicht willens sind. In verschiedenen Feldstudien, randomisierten Kontrollgruppenstudien und Metaanalysen konnte nachgewiesen werden, dass deutlich mehr Menschen zu einer Reduktion als zur Abstinenz bereit sind und Reduktionsbehandlungen bei Tabak mindestens so effektiv wie abstinenzorientierte Behandlungen sind.“ Prof. Dr. Joachim Körkel u. Matthias Nanz, Das Paradigma Zieloffener Suchtarbeit, 2016
„Von 4.075 Testpersonen aus der Allgemeinbevölkerung befanden sich über 90 % aller Befragten in den Stadien Absichtslosigkeit bzw. Absichtsbildung. In einer anderen Studie konnte diese Verteilung im Wesentlichen bestätigt werden. Nur 7,3 % befanden sich im Stadium der Vorbereitung auf einen Rauchstopp.“
„Wenn z. B. eine gering ausgeprägte Bereitschaft zum Rauchstopp darauf beruht, dass eine starke Abhängigkeit besteht, kann durch ein neues, effektives und intensives Hilfsangebot auch bei vermeintlich „Unmotivierten“ viel erreicht werden.“
PDF-Link
DHS, Tabakabhängigkeit, Suchtmedizinische Reihe, Band 2, Anil Batra, Peter Lindinger
Sekundär: Patienten mit gescheiterten Rauchstopp-Versuchen
- Raucherinnen und Raucher, die einen Rauchstopp-Versuch unternehmen, scheitern viel zu häufig.
- Im Schnitt werden 5 bis 10 Versuche benötigt, die sich oftmals über Jahrzehnte erstrecken.
- Diese Betroffenen sind i.d.R. motiviert mit dem Rauchen aufzuhören und suchen häufig von sich aus Hilfe.
- Das Therapie-Konzept „Behandlung vor dem Rauchstopp“ mit optimaler Vorbereitung auf den Rauchstopp, kann auch hier zielführend umgesetzt werden.
Jährlich werden in Deutschland geschätzt 2 Mio. Rauchstopp-Versuche unternommen, davon rund 1,2 Mio. über die eigene Willenskraft, leider mit extrem hohen Rückfall-Quoten.
PDF-Link
Deutsches Ärzteblatt 37/2021, Ärztliche Tabakentwöhnung Wirksamkeit und Potenziale
Die in der Versorgungspraxis dominierenden „Nichtraucherkurse“ der Gesetzlichen Krankenkassen, mit relativ hohen Erfolgsquoten, wurden z.B. 2019 lediglich 7.609-mal in Anspruch genommen. 2021 pandemie-bedingt nur noch rund 3.800-mal, obwohl weit über 20 Millionen Menschen in Deutschland rauchen.
Im Vergleich:
Kurse im Handlungsfeld Bewegungsgewohnheiten 1.223.676-mal (2019) und 2021, während der Pandemie 466.144-mal (2021).
Link
GKV-Spitzenverband, Präventionsberichte, 2022
2.2 Die Versorgungslücke im Kontext der S3-Leitlinie
Klinischer Algorithmus für niederschwellige Verfahren
- 60% der Raucherinnen und Raucher wollen ihr Rauchverhalten ändern und erst einmal weniger Rauchen. Ein kompletter Rauchstopp ist vorerst nicht geplant.
- Über 90% der Raucherinnen und Raucher sind nicht willig oder nicht fähig einen sofortigen Rauchstopp umzusetzen. Weniger als 10% sind für einen sofortigen Rauchstopp zugänglich.
Die Versorgungslücke
Die Versorgungslücke besteht aktuell im Fehlen einer praktikablen verhaltenstherapeutischen Intervention, die den Reduktionsansatz als Brücke zur Abstinenz für Rauchstopp-Unwillige und Rauchstopp-Unfähige aufgreift.
2.3 Ausreichende Versorgung für Rauchstopp-Willige
Rauchstopp-Willige sind die Zielgruppe von Anbietern für Tabakentwöhnung
Rauchstopp-Willige sind die eigentliche Zielgruppe fast aller Tabakentwöhnungsprogramme. Diese Gruppe ist motiviert, das Rauchen tatsächlich und zeitnah aufzuhören und sucht oftmals Hilfe.
S3-Leitlinie
„Anders als bei vielen anderen gesundheitlichen Interventionen schlägt den Betroffenen in der Regel nicht ein ärztlicher Berater die nach wissenschaftlichem Erkenntnisstand effektivste Methode vor. Vielmehr informieren sich die Betroffenen häufig selbst auf einem wenig regulierten Markt von Angeboten zur Tabakentwöhnung.“