Die LUNA medical GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben der Menschen über digitale Gesundheitsanwendungen zu verbessern.

Unsere Mission ist es, Suchterkrankungen neu zu denken und innovativ zu behandeln.

Dabei beginnen wir bei der Tabakabhängigkeit.

Tabakabhängigkeit

1. Die Herausforderungen

Mehr Menschen greifen wieder zur Zigarette! 

Rauchstopp-Versuche sind rückläufig!

  • Die Pandemie hat viele Menschen wieder zum Rauchen verleitet.
  • Die Grundvoraussetzung für eine Abstinenz, die Motivation zum Rauchstopp-Versuch, ist seit Jahren rückläufig.

Raucherinnen und Raucher in Deutschland

Hochrechnung DEBRA-Studie
Deutsche Befragung zum Rauchverhalten

Link
DEBRA-Studie, Deutsche Befragung zum Rauchverhalten

Die Macht der Tabakabhängigkeit wird meist unterschätzt

S3-Leitlinie
„Ein deutlicher Rückgang des Rauchens ist erst ab einem Alter von 60 Jahren zu beobachten. Doch auch hier ist der Raucheranteil mit 22% bei Männern und 18% bei Frauen immer noch bedeutsam (DHS 2020).“

PDF-Link
S3-Leitlinie “Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung“
  • Die meisten Raucherinnen und Raucher können, wenn überhaupt, erst sehr spät mit dem Rauchen aufhören.
  • Meist werden fünf bis zehn Versuchen benötigt, die sich oftmals über Jahrzehnte erstrecken. Neben rauchbedingten Krankheiten wird auch die Lebensqualität erheblich negativ beeinflusst.

Hohe Zusatzkosten für die Gesetzliche Krankenversicherung

S3-Leitlinie
„In der Gesetzlichen Krankenversicherung treten die Belastungen deutlich zutage: hier verursacht ein Raucher Zusatzkosten gegenüber einem Nichtraucher in Höhe von 27.578 €, Raucherinnen aufgrund niedrigerer Beiträge sogar von 146.164 €.“

  • Neben dem Leid für die Betroffenen verursacht Rauchen in Deutschland einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden.
  • Jährliche volkswirtschaftliche Kosten von ca. 97 Mrd. Euro werden über Steuereinnahmen von ca. 15 Mrd. Euro bei weitem nicht abgedeckt.
  • Von den Gesamtausgaben im Gesundheitssektor sind ca. 14,6% und somit über 30 Mrd. Euro durch das Tabakrauchen verursacht.

Status Quo der Behandlung

Die Tabakabhängigkeit wird derzeit über die Bekämpfung von Verlangensattacken behandelt!

  • Die Behandlung erfolgt nach dem Rauchstopp-Versuch
  • Verlangensattacken sind quälende De-Motivatoren, die zu hohen Rückfallquoten führen. 
Prozentuale Verteilung der Methoden einen Rauchstopp-Versuch umzusetzen (Deutschland), Ableitung aus Literatur und DEBRA-Studie.
PDF-Link
Deutsches Ärzteblatt 1-2/2020, Daniel Kotz, Anil Batra, Sabrina Kastaun, Rauchstoppversuche und genutzte Entwöhnungsmethoden
  • Rund 40% der Rauchstopp-Versuche werden durch unterschiedliche Hilfsangebote begleitet. Dabei sollen das Verlangen unterdrückt, vermindert oder über Verhaltensstrategien überwunden werden. Evidenzbasierten Methoden werden selten genutzt.
  • Bei rund 60% der Rauchstopp-Versuche wird versucht die Verlangensattacken über die eigene Willenskraft zu überwinden. Leider: „Unassistiert führen Rauchstopp-Versuche nur in 3% bis 5% der Fälle zum Erfolg.“
PDF-Link
Deutsches Ärzteblatt 37/2021,  Ärztliche Tabakentwöhnung, Wirksamkeit und Potenziale

Die Innovation

Die Behandlung der Indikatoren des Schweregrades der Tabakabhängigkeit

  • Die CiQuit-Reduktionstherapie behandelt die Tabakabhängigkeit als chronische Erkrankung
  • Die Behandlung der Tabakabhängigkeit erfolgt bereits vor dem Rauchstopp-Versuch
  • Wirksamkeit:
    Über eine
    klinische Studie sollen die positiven Ergebnisse der Proof-of-Principle Studie bestätigt werden.
  • Die Proof-of-Principle Studie konnte zeigen, dass bei allen abgefragten Indikatoren des Schweregrades der Tabakabhängigkeit, bereits nach 8 Therapie-Wochen, wesentliche Verbesserungen erzielt wurden.
  • Die Proof-of-Principle Studie gab zudem wertvolle Erkenntnisse zur Optimierung der Therapie, die bei der Weiterentwicklung zum Medizinprodukt eingeflossen sind.

Ja, ich will!

Ist eine
Notwendige, aber keine ausreichend Bedingung für den Abstinenz-Erfolg.

Das Problem

Abstinenz-Unfähigkeit

Der "Teufelskreis"

S3-Leitlinie
„… eine bei etwa der Hälfte der Rauchenden bestehende physische oder psychische Abhängigkeit erschweren den Ausstieg aus dem Tabakkonsum und machen ihn zu einem langwierigen und von Rückfällen geprägten, vielfach lebenslangen Prozess.“

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS)

„Diese Abstinenz-Unfähigkeit erklärt sich zu großen Teilen aus der Kontrollminderung, die es abhängigen Raucherinnen und Rauchern schwer macht oder gar verunmöglicht, den Konsum mit einer bloßen Willensentscheidung zu beenden.“

PDF-Link
DHS, Tabakabhängigkeit, Suchtmedizinische Reihe, Band 2

Die Lösung

Wiederherstellung der Abstinenz-Fähigkeit

Den "Teufelskreis" durchbrechen

Auf den Punkt gebracht!

Die Aufgabe von CiQuit ist:

  • Die Rückgewinnung der Kontrolle über das eigene Rauchverhalten.
  • Die Umbildung der Abstinenz-Unfähigkeit in eine Abstinenz-Fähigkeit.
  • Die Entwicklung und Festigung der Motivation zum Rauchstopp-Versuch: „JA, ich will!“
  • Die Entwicklung und Festigung der „Vorfreude“ auf den Ausstieg.
  • Die patientenindividuelle und maximale Verkürzung des Ausstiegsprozesses.
  • Zu den Ergebnissen der Proof-of-Principle Studie

Und das Wichtigste!

CiQuit ist eine Entwöhnungsmethode, die angenommen wird!

  • Alltagstauglich
    Ohne jeglichen Mehraufwand
    Bei der Planung von Interventionen sollte berücksichtigt werden, dass mit zunehmender Intensität einer Intervention die Akzeptanz bei der Zielgruppe und somit deren Erreichbarkeit sowie der Anteil der regulären Beender sinkt.“
    S3-Leitlinie

  • Reduktionsansatz
    Die Brücke in eine Therapie
    „Starke Raucher mit ausgeprägter Tabakabhängigkeit können sich einen sofortigen Rauchstopp kaum vorstellen. Nikotinfreiheit erscheint ihnen allenfalls über eine schrittweise Reduktion ihres Zigarettenkonsums erreichbar.“
    20. Tübinger Suchttherapietage, Prof. Dr. Robert Olbrich

2. Die CiQuit-Patientengruppe

Kein sofortiger Rauchstopp, aber bereit für eine Verhaltensänderung (zuerst weniger Rauchen)

  • 60% aller Raucherinnen und Raucher möchten ihr Verhalten ändern. Sie sind aber in ihrer derzeitigen Lebenslage nicht fähig oder willig, einen sofortigen Rauchstopp umzusetzen und wollen erst einmal weniger Zigaretten rauchen.
  • Nur rund 10% aller Raucherinnen und Raucher unternehmen jährlich einen Rauchstopp-Versuch. Der Rauchstopp-Versuch wird hauptsächlich über die Schlusspunkt-Methode umgesetzt. Hierfür gibt es ein breites Hilfsangebot wie Medikamente, Nikotinersatz, Akupunktur, Entwöhnungskurse, Apps u.v.m.

Entwicklungsschritte

Erfolgreich abgeschlossen: Proof-of-Principle-Studie

Weiterentwicklung zum Medizinprodukt nach MDR I

Ziel 2023: Start klinische Studie

3. Die patentierte Methode zur Tabakentwöhnung: CiQuit-Reduktionstherapie

Grundlegende Anforderungen an eine Reduktionstherapie mit dem Ziel einer erfolgreichen Abstinenz

Leitgedanke: „Ein erfolgreicher Rauchstopp hängt davon ab, wie die erlernte Gewohnheit Rauchen dauerhaft aus dem zuständigen Gehirn-Areal gelöscht werden kann.“
Joseph McClernon, Suchtexperte

  • Sucht-Verlangen muss während der Behandlung ausgeschlossen werden, da Lernprozesse, Motivation und Selbstwirksamkeit durch quälendes Verlangen massiv gestört werden.
  • Kein zusätzlicher Aufwand im Alltag der rauchenden Patienten, um von den Entwöhnungswilligen angenommen zu werden.
  • Anpassung an den Patientenfortschritt, damit das primäre Ziel Abstinenz nicht durch Unterforderung verzögert oder Überforderung gefährdet wird.

Therapie-Grundeinstellung

6 Monate

Die Therapie-Dauer passt sich an

  • „Die Ausformung eines neuen Automatismus kann drei bis neun Monate Zeit in Anspruch nehmen.“
    Kanfer, Reinecker und Schmelzer (2012)
  • „Im Gegensatz zu anderen Gesundheitsstörungen, die durch Verhaltensänderungen beeinflussbar sind, benötigt die Tabakabhängigkeit einen besonders langen Atem.“
    Link
    BZgA, Leitfaden zur Kurzintervention bei Raucherinnen und Rauchern, S.12

Der Patientenfortschritt

wird berücksichtigt

Weniger oder mehr Zeit für den Rauchstopp

CiQuit-Box und CiQuit-App

Wiederherstellung der Abstinenz-Fähigkeit

Prinzipieller Wirkmechanismus CiQuit-Box

  • Rekonditionierung, unterbewusste Handlung wird geplante Entscheidung = (Ver-)Lernvoraussetzung
  • Alltagstaugliche Therapie (ohne Mehraufwand) bei jedem Griff zur Zigarette
  • Heißes System: Das heiße System erzeugt ein Verlangen, Bedürfnisse zu befriedigen, die uns im Augenblick ein gutes Gefühl verschaffen. Beim Rauchen kommt erschwerend hinzu, dass die Nichtbefriedigung Entzugserscheinungen und quälendes Suchtverlangen erzeugt und der Griff zur Zigarette durch tausendfache Wiederholung in automatisierte Gehirn-Areale verlagert wurde.

  • Kaltes System: Das kalte System kann die Vor- und Nachteile von Handlungsoptionen nüchtern gegeneinander abwägen. Selbstkontrolle beruht auf der Fähigkeit, das kalte System bei Bedarf zu aktivieren. Da nun Rauchen wieder verlernt werden soll, muss die Entscheidung für oder gegen eine Zigarette in dem Gehirn-Areal stattfinden, das für Lernprozesse verantwortlich ist.

  • Verhaltenskontrolle: Eine planvolle und selbstgesteuerte Verhaltensänderung ist ohne eine Beobachtung des problematischen Verhaltens und dem Festhalten der Ergebnisse nicht möglich. Schon die Beobachtung des eigenen Rauchverhaltens führt zu einer positiven Veränderung des schädlichen Verhaltens. Das System sorgt dafür, dass der Verlern-Prozess Rauchen und der Lern-Prozess Rauchfrei über eine schrittweise Zigaretten-Reduktion nach einer zielführenden Systematik abläuft.

  • Zugriffsverzögerung: Durch die CiQuit-Box ist die Zigarettenschachtel prinzipiell verschlossen. Dies dient aber nicht dazu, eine Zigarette zu verweigern. Der Patient hat im Moment des Verlangens Zugriff auf eine Zigarette, allerdings zeitverzögert. Damit schafft die CiQuit-Box ein Zeitfenster und ermöglicht, über die nächste Zigarette geplant zu entscheiden und zu lernen, das Verlangen genau in dieser Situation zu überwinden. Da sich das Zeitfenster während der Therapie langsam ausdehnt, werden viele therapeutische Wirk-Mechanismen in Gang gesetzt und zusätzlich kann der Zeitraum für rauchsituationsbezogene Handlungsalternativen aus der App genutzt werden.

Prinzipieller Wirkmechanismus CiQuit-App

  • Aufbau des neuen Belohnungssystems „Rauchfrei“: „Ja, ich will“ und ich freue mich auf den Ausstieg!
  • Patientenindividueller „Fahrplan“ zur Abstinenz
  • Erfolgserlebnisse
    Ob in Beruf, Sport oder bei Verhaltensänderungen – Erfolgserlebnisse treiben zu neuen Leistungen an. Verantwortlich sind Strukturen des mesolimbischen Systems, das auf Anreize mit der Ausschüttung von Dopamin reagiert und so das Verhalten fördert, das erfolgsversprechend ist.

  • Keine Überforderung
    Überforderung oder Selbstüberschätzung hingegen bewirken das Gegenteil und führen meist zu Rückschlägen. Jeder Mensch will unbewusst nur von Erfolg gekrönte Handlungen wieder ausführen. Bei einem Rauchstopp von heute auf morgen agiert das quälende Suchtverlangen als unnachgiebiger De-Motivator, der insbesondere bei Rauchstopp-Versuchen ohne Hilfe, also nur auf eigener Willenskraft basierend, zu Rückfallquoten größer 95% führt.

  • Fremdverstärkung
    Dokumentierte und sichtbare Teilerfolge (Prozess-Ziele) dienen für das Umfeld als überzeugender Beleg für den Therapie-Nutzen. Lob und Anerkennung aus dem Umfeld erzeugen positive Emotionen und fördern das neue Belohnungssystem „RAUCHFREI“.

  • Selbstverstärkung
    Die kontinuierliche Bewertung von Veränderungen ist das wichtigste Element zur Stabilisierung eines Änderungsprozesses. Es erweist sich als außerordentlich wichtig, dass erzielte Teilerfolge (Prozess-Ziele) unmittelbar für sich selbst positiv bewertet werden. Hier bietet die CiQuit-App sehr viele Visualisierungen und Erfolgsmeldungen, die helfen Teilerfolge gedanklich zu reflektieren. Dadurch werden die Ergebnis-Ziele Senkung des Schweregrads der Tabakabhängigkeit und erfolgreiche Abstinenz gefördert
    .

  • Wenn-Dann-Pläne
    Erkenntnisse aus der Motivationsforschung zeigen, dass sogenannte WENN-DANN-Pläne eine wirksame Selbstregulierungsstrategie sind, um Menschen beim erfolgreichen Handeln zu unterstützen und die Kluft zwischen guter Absicht und erfolgreicher Umsetzung zu überwinden. Beispiel: „Wenn die Zugriffsverzögerung läuft, dann mache ich eine Atemübung (= situationsbezogene Handlungsalternative aus der CiQuit-App) und überlege nochmal, ob ich die Zigarette wirklich rauchen will.“

Die Chance

Der schnelle Einstieg in den Ausstieg!

4. Schneller Einstieg, hohe Adhärenz und die Erfolgsfaktoren

Ziele der CiQuit-Therapie

  • Körperlich
    Zigarettenkonsum und frühmorgendliches Rauchen müssen vor dem Rauchstopp reduziert werden!
  • Mental
    Rekonditionierung
    = Löschen der erlernten Gewohnheit

    Beispiele:
    a) Rauchimpuls kontrollieren
    b) Ambivalenz auflösen
    c) Auslösereize entkoppeln
    c) Rauchfrei ist Gewinn an Lebensqualität
    d) Alltag funktioniert auch ohne Zigarette

  • Adhärenz
    Kein zusätzlicher Aufwand während der Therapie-Behandlung.

    Beispiele:
    a) Automatische Protokollierung
    b) Keine Präsenzkurse
    c) Keine Videokonferenzen

    Die App dient u.a. zur Selbstreflektion der Teilerfolge (Selbstverstärkung), als sichtbarer Fahrplan zur Abstinenz und für „Erfolge teilen“ (Fremdverstärkung) bei freier Zeiteinteilung.

Erst einmal weniger Rauchen
Übertragen in die Motivationsforschung und im Speziellen auf das „Rubikon-Modell“, können die Betroffenen, bei dieser Zielvorgabe, die Abwäge-Phase sehr schnell verlassen.

Rauchstopp sofort
Bei dieser Zielvorgabe verharren die Betroffenen viel zu lange in der Abwäge-Phase, meist Jahre manchmal Jahrzehnte.

Die globale Herausforderung

WHO-Video | Link: 31.05.2022 | 0:01:25 Minuten

5. Nationale und globale Erreichbarkeit der Tabakkonsumenten

Die patentierte CiQuit-Therapie eröffnet unterschiedliche Wege zu den Patientinnen und Patienten

  • Über Arztpraxen: DiGA = Digitale Gesundheitsanwendungen nach §§ 33a und 139e SGB V – DiGA werden in Deutschland über gesetzliche Krankenkassen erstattet (Europa soll folgen)
  • Über Abo-Modelle für Selbstzahler
  • Über Kooperationen mit Pharma-Unternehmen

6. Überblick: Therapie-Strategie

CiQuit | Intensive Behandlung vor dem Rauchstopp-Versuch – optimale Vorbereitung!

Behandlung der Tabakabhängigkeit

„Mithilfe einer konsequenten Entwöhnungsmaßnahme lässt sich die Abhängigkeit überwinden.

Tabakentwöhnung bezeichnet den Prozess des Rauchstopps: Absichtsbildung, Verhaltensänderung, Aufhörprozess und erfolgreiche Bewältigung von rückfallgefährlichen Situationen.“

Link:
Deutsches Krebsforschungszentrum, DKFZ,
Stabsstelle Krebsprävention und WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle

Absichtsbildung, Verhaltensänderung und Aufhörprozess sind Kernthemen von CiQuit. Bei der Bewältigung von rückfallgefährlichen Situationen geht die CiQuit-Behandlungsstrategie einen anderen Weg:

Rückfallgefährlichen Situationen sollen nach dem Rauchstopp erst gar nicht mehr auftreten oder so weit abgeschwächt sein, dass sie durch die körperliche und mentale Vorbereitung leicht zu überwinden sind.

Entstehung der Tabakabhängigkeit

  • Die Gehirnforschung zeigt, dass Tabakabhängigkeit entsteht, wenn das Belohnungssystem beginnt, die Belohnung zu erwarten und ein quälendes Verlangen nach den „Glückshormonen“ entwickelt. Der Lernprozess für die Tabakabhängigkeit funktioniert also nach dem Wirkmechanismus:
    Auslösereiz > Verlangen > Routine > Belohnung
  • Klassische Konditionierungsprozesse verknüpfen positive und negative Auslösereize mit der Routine Rauchen und der Belohnung „Glückshormone“. Beispielsweise startet der Duft von Kaffee (Auslösereiz) unterbewusst das Programm Rauchen, es entsteht Vorfreude – eine Art Vorglühen des Belohnungssystems.
  • Wird der automatisierte Prozess Rauchen über einen Rauchstopp-Versuch unterbunden, reagiert das Belohnungssystem mit quälendem Suchtverlangen.

„Eine Sucht ist eine erlernte Krankheit – nur, dass das Lernsystem bei einer Sucht zu gut funktioniert.“ Prof. Christian Lüscher, Neurologe und Neurobiologe

Wirk-Beispiel: Zugriffsverzögerung

  • Durch die CiQuit-Box ist die Zigarettenschachtel prinzipiell verschlossen. Dies dient aber nicht dazu, eine Zigarette zu verweigern.
  • Der Patient erhält im Moment des Verlangens eine Zigarette, allerdings zeitverzögert. Damit schafft die CiQuit-Box ein Zeitfenster und ermöglicht, über die nächste Zigarette geplant zu entscheiden. Beispiel: „Muss ich vor diesem Telefonat wirklich rauchen oder kann ich verzichten?“. Ggf. kann eine Handlungsalternative aus der App angewendet werden.
  • Ein bewusster Verzicht macht Stolz, erzeugt positive Emotionen (= Glückshormone) und fördert die Prozessziele (z.B. Tageslimit) einzuhalten. Die regelmäßige Einhaltung von Prozesszielen erhöht die Selbstsicherheit und die Motivation, um das übergeordnete Ergebnisziel, die erfolgreiche Abstinenz, zu erreichen.
  • Die Zugriffsverzögerung wird während der Therapie langsam erhöht. Auslösereize und Zigarette werden immer weiter voneinander getrennt.

Exkurs: Glückshormone

Nikotin löst eine wohlige Gefühlskaskade im Belohnungszentrum des Gehirns aus.

  • „Eine Zigarette beglückt den Raucher ähnlich wie ein Kuss oder ein gutes Essen.
  • Diese „Belohnung“ wird direkt mit der Tätigkeit des Rauchens assoziiert.
  • Der durchschnittliche Raucher mit 7.000 Zigaretten pro Jahr wiederholt ständig seine „Erfahrung“, dass Rauchen eine beglückende Tätigkeit ist.
  • Dies prägt sich tief in sein Unterbewusstsein ein, es entsteht ein Suchtgedächtnis.“
Link
Rauchstoppzentrum, Schweiz

Kernaussagen

  • „Nikotin gelangt am schnellsten und effektivsten über die Lunge (Inhalation) in den Körper und erreicht binnen weniger Sekunden das Gehirn.
  • Nikotin wirkt auf bestimmte Hirnareale und macht psychisch und körperlich abhängig.
  • Ein wichtiger Aspekt der psychischen Abhängigkeit ist die Konditionierung auf Schlüsselreize, die Rauchern den Rauchstopp enorm erschweren.“
PDF-Link
Deutsches Krebsforschungszentrum (2015)
Gesundheitsrisiko Nikotin. Fakten zum Rauchen, Heidelberg

Von „Glückshormonen“ und Feuerungsraten:

„Tabakabhängigkeit steht im engen Zusammenhang mit Belohnung, Lernen, Dopamin und dem Belohnungssystem. Die Dopamin-Ausschüttung durch alltägliche Belohnungen erfolgt über eine transsynaptische Aktivierung. Drogen gehen dagegen mit einer direkten Dopamin-Freisetzung im NAc oder VTA einher und aktivieren von dort aus das Belohnungssystem. Die Dopamin-Feuerungsrate ist z.B. beim genussvollen Essen um das 50-fache und bei sexueller Aktivität um das 100-fache erhöht. Bei Nikotin steigt sie um das 250-fache und bis zu 1000-fach bei Amphetaminkonsum.“

PDF-Link
Y. Paelecke-Habermann,
Belohnungslernen bei Sucht und Depression

Exkurs: Quälendes Verlangen

Körperliche Abhängigkeit

  • „Entscheidend für die körperliche Abhängigkeit ist die Wirkung des Nikotins im Gehirn: Es bindet an nikotinerge ACh-Rezeptoren unter anderem auf dopaminergen Nervenzellen im ventralen tegmentalen Areal (VTA) und stimuliert dadurch im Nucleus accumbens (NA), dem Belohnungszentrum des Gehirns, die Freisetzung von Dopamin.
  • Die Abhängigkeit nährt sich anfangs aus dem Wunsch nach dem schnellen, über Dopamin vermittelten Wohlgefühl. Später überwiegt der Wunsch, den Normalzustand wiederherzustellen und körperliche Entzugserscheinungen zu vermeiden.

Psychische Abhängigkeit

Gleichzeitig zu der durch Nikotin verursachten Dopaminausschüttung im Belohnungszentrum stimulieren dopaminerge Bahnen einen Bereich im präfrontalen Kortex, der an Lernvorgängen beteiligt ist.

Das Fatale daran: Rauchen und dessen als positiv wahrgenommene Wirkung werden mit bestimmten Situationen (die Tasse Kaffee am Morgen, ein gutes Essen oder ein Gespräch mit Freunden, ein Barbesuch) sowie Handlungen im Zusammenhang mit dem Rauchen (das Entnehmen der Zigarette), Sinneswahrnehmungen beim Rauchen (Geruch, Geschmack, Gefühl des Rauchs im Hals) und mit affektiven Zuständen (Stress, Traurigkeit) in Verbindung gebracht.

Die wiederholte Assoziation verändert neuronale Verbindungen im Gehirn, sodass eine langanhaltende Konditionierung auf diese Reize entsteht.

Dies führt zur psychischen Abhängigkeit und macht den Ausstieg so schwer, weil allein bestimmte Reize und Situationen das Verlangen (Craving) nach einer Zigarette hervorrufen können.

PDF-Link
Deutsches Krebsforschungszentrum (2015)
Gesundheitsrisiko Nikotin. Fakten zum Rauchen, Heidelberg